Die Jahre 1952 bis 1961
In diese Dekade fallen die Gründung eines Spielmannszuges (1952) und dessen Auflösung (1954), die Berufung des ersten Leichtathletikwartes Hans Peter (1952), die offizielle Gründung einer Volkstanzgruppe (10.4.58) als einer Abteilung des Turnvereins unter Harry Pohl, die Gründung einer Tischtennisabteilung unter Stefan Erbert (1958), die Gründung einer Laienspielgruppe unter Gert Hansmann und eines Singkreises unter Lehrer Rösner (1959). Zum ersten Mal wird in dem Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 25.2.1954 der offizielle “Beginn einer Frauenabteilung” erwähnt.
Die Deutschen Turnfeste 1953 in Hamburg, 1958 in München und 1963 in Essen wurden von bis zu fünf Teilnehmern besucht; ebenso die Landesturnfeste, wobei das Landesturnfest in Wiesbaden vom 7. bis 10.7.1960 nicht nur wegen der großen Teilnehmerzahl, sondern vor allem auch wegen der Unterbringung bei Turnfreunden in Kostheim allen in guter Erinnerung geblieben ist. Diese Dekade ist aber vor allem gekennzeichnet von den positiven Schlagzeilen, die die Turner und Leichtathleten des Vereins lieferten. Welcher alteingesessene Eibelshäuser und Sportinteressierte kennt nicht die Namen der Aktiven, mit denen das Turnen in unserem Verein eng verknüpft ist, Turner und Turnerinnen, die den Namen des “TV Eibelshausen” weit über die Grenzen unseres Heimatkreises bekannt gemacht haben.
Aber als diese Turnergarde abtrat, stand der Verein vor einem Scherbenhaufen. Der Nachwuchs fehlte, im Turnen zeigte sich bundesweit eine Turn-Rezession, von der der Verein in seiner ganzen Schärfe getroffen wurde; das Geräteturnen verlor seit 1955 an Einfluss. Noch im Jahre 1955 zeigte der Belegungsplan der Turnhalle, welchen Stellenwert das Turnen besaß. Selbst der Kinosaal der Gaststätte Thomae wurde als Übungssaal für Geräteturnen beansprucht., denn in demselben Protokoll wird seitens des Vorstandes darauf aufmerksam gemacht, dass wegen der nun regelmäßig stattfindenden Filmvorführungen die Turnstunden in diesem Saale wieder auf montags und mittwochs verlegt werden müssten. Eine “stattliche Männerriege” zeigte anlässlich der Weihnachtsfeier 1955 noch ihr Können.
Im Jahre 1957 allerdings muss die Situation des Geräteturnens alles andere als rosig gewesen sein, denn im Protokoll der Vorstandssitzung vom 19.2.1958 heißt es, “dass der Verein im letzten Jahr mehr als eine Krisenzeit durchgemacht habe und dass die Weihnachtsveranstaltung die einzige Veranstaltung gewesen sei, die den Verein über Wasser gehalten habe.” Der Turnbetrieb in der Turnhalle schien so reduziert worden zu sein, dass man dem Sportverein “Grün-Rot” eine Trainingszeit mittwochs einräumen konnte. Aber der Vereinsvorstand tat wohl den richtigen Schritt aus der Krise, indem er das Schwergewicht der Vereinsarbeit auf die Förderung des Breitensports verlegte. Der Schülerturnbetrieb wurde neu organisiert, und der Vorstand bemühte sich, einen Übungsleiter für den Turnbetrieb aus Dillenburg zu engagieren (1957).
Parallel zum Niedergang des Turnens erlebte die Leichtathletik einen Boom. Die Leichtathleten trugen nun den Vereinsnamen in alle Lande und machten ihn zu einem Gütezeichen. Die Namen Walter Hoof, Heinz Neun, Inge Klingelhöfer, Anneliese Schwehn tauchten erstmals in Bestenlisten auf. Aber auch die 4 x 100 m Staffel machte von sich reden (1955 – 59).
Im Vereinssport vollzogen sich weit reichende Veränderungen: Erstmals wählt die Jahreshauptversammlung einen Ältestenrat (6.2.1954). Ihm gehören die Turnbrüder Otto Pfeifer, Heinrich Hofheinz, Heinrich Engelhardt und Ott Heinz an. Ein geschäftsführender Vorsitzender (Karl Ortmann) führte die Geschäfte, und Otto Pfeifer wurde der zweite Ehrenvorsitzende des Vereins. Am 2.2.1957 löste Kar Ortmann den langjährigen Vorsitzenden und damaligen Eibelshausener Bürgermeister Karl Müller auf dem Vorstandssessel des Vereins ab. Karl Müller prägte entscheidend das Bild des Turnvereins in den schweren Jahren des aufbaus nach dem 2. Weltkrieg. Der spätere 1. Vorsitzende Erich Klingelhöfer wurde Kassierer. Am 29.1.61 erklärte sich der derzeitige 2. Vorsitzende Manfred Pfeifer bereit, das Amt des Schriftführers zu übernehmen. Er hatte dieses Amt 23 Jahre bis zum 31.3.1984 inne!
Heute noch schwärmen die älteren Mitglieder von den Weihnachtsfeiern am 2. Weihnachtsfeiertag in der Turnhalle. Höhepunkte dabei waren immer wieder die Turndarbietungen und die Theateraufführungen der Laienspielgruppe, die zunächst unter Walter Hansmann übte. Für die Turnhalle musste eine Bestuhlung angeschafft werden. Bei den Tischen erwog man die Herstellung in Eigenleistung: die Firma Buderus war bereit, das Holz zu stellen, die Firme Jakobi dieses zu sägen und die Firma Bach die geleimten Platten glatt zu hobeln. 1955 erfuhr die Turnhalle eine Renovierung. Kritik an den mangelhaften sanitären Anlagen und an der schlechten Beheizung der Turnhalle wurde laut. 1960 kaufte der Vorstand Ölöfen zur besseren Beheizung der Turnhalle für 50 DM eine Theke aus der Gastwirtschaft Schulz. Erst 1961 konnten die Toilettenanlagen hergerichtet werden durch eine großzügige Spende der Firma Buderus. Die Vereinskasse stellte sich immer widr, obwohl die Kassenprüfer die gute Kassenführung in jeder Jahreshauptversammlung erneut betonten, als großes, dunkles Loch dar. Zur Aufbesserung wurden eine Jugendtanzveranstaltung, die aber ein Defizit von 4,60 DM (1958) brachte, ein Tonfilmabend (1956) und vor allem die Weihnachtsfeiern organisiert. Selbst für die Silberhochzeit eines Turnbruders (1956) war kein Geld in der Kasse vorhanden, so dass eine Sammlung unter den Vorstandsmitgliedern, die 39,66 DM einbrachte, für den Kauf eines Präsentes durchgeführt werden musste. Den Teilnehmern am Gauturnfest 1958 in Katzenfurt riet der Vorstand, mit der Bahn zu fahren, da ein Bus zu teuer kam (70 DM).
1957 fand die Weihnachtsveranstaltung erstmals unter Beteiligung des Männergesangvereins “Liederkranz” statt, ab 1960 geriet diese Veranstaltung immer mehr zu einer reinen Tanzveranstaltung. Und doch schien in 1959 die Vereinskrise überwunden zu sein, einmal durch die überragenden Erfolge der Leichtathleten, zum anderen durch die Anschaffung von neuen Turn- und Sportgeräten, ein Trampolin, zwei Turnmatten, eine Stabhochsprunganlage, zwei Disken, für die der Verein
2100 DM incl. Zuschüsse des Landessportbundes investierte. Damit erhoffte sich der Vorstand eine Neubelebung des Turnbetriebes. Zu recht, wie sich zeigte, denn bei den Jugendbestenkämpfen der Jugendturnerinnen belegte der TV Eibelshausen den 1. Platz. Aber wegen der unzureichenden Beheizung kam der Turnbetrieb im Winter wieder zum Erliegen.
1961 feierte der Verein sein 50jähriges Vereinsjubiläum mit einem Jubiläumsturnen am 18.3. und einem “Jubiläumsabend” am 10. Juni. Eine Ehrentafel konnte der Vorstand dank des Entgegenkommens der Firma Buderus erstellen lassen.
Das Vereinsleben bewegte sich auf einer soliden Grundlage, die Mitgliederzahl blieb konstant bei 110; der Mitgliederbeitrag belief sich seit 1960 auf 1,10 DM, wobei die 10 Pfennig als “Honorar” für den Unterkassierer, damals Karl Klingelhöfer, galten. Karl Klingelhöfer versah dieses Amt 20 Jahre lang.
Der Turnhallenplatz wurde mit Kinderspielgeräten ausgestattet. Seine Auffüllung und Einzäunung zogen sich bis weit in die 60iger Jahre hin.
Das Jahr 1961 bedeutet aber eine Zäsur, denn die Klagen über den mangelhaften Turnbetrieb und die unzureichende Trainingsbereitschaft, welche nun auch die Leichtathleten einschloss, nahmen kein Ende. Der Vorsitzende Karl Ortmann kritisierte die schlechte “Disziplin” der Jungen und Mädchen und bat die älteren Turner, durch regen Turnstundenbesuch die Jüngeren wieder an den Turnbetrieb heran zu führen. Aus dem Siegerland holte man sich einen Schwager von Turnbruder Julius Ortmann zur Leitung des Turnbetriebes an einem Tag pro Woche per PKW. Klage führte auch der Hallenwart Erich Klingelhöfer über die Unordnung in der Turnhalle nach den Turnstunden und über die mangelnde Bereitschaft der Mitglieder, bei den Vorbereitungen zu Veranstaltungen mit zu helfen. Der Turnverein Eibelshausen befand sich in einem Umbruch, denn die 2. Und 3. Turnergeneration trat aus Altersgründen, durch Beruf, Wehrdienst, Existenzaufbau und Familie bedingt von der Vereinsbühne ab und war auch für eine Mitarbeit im Vorstand nicht zu bewegen.